Sky Analyse-Experte Marco Stanković im Interview

Marko, du hast im Winter deine aktive Fußballkarriere beendet. Ein schwieriger Schritt für dich?

Die Entscheidung, diesen Schritt zu gehen, war schon sehr lange in mir gereift, da meine berufliche Orientierung einfach zu zeitintensiv ist, um nebenher noch Fußball zu spielen. Nichtsdestotrotz ist mir beim Verkünden meines endgültigen Karriereendes erst klar geworden, dass ich das, was ich 30 Jahre lang mit voller Liebe und Begeisterung getan haben, plötzlich Geschichte ist. Das ist mir dann schon schwergefallen.

Reizt es dich nie, wenn du deine ehemaligen Kollegen beim Kicken zusiehst?

Wenn ich bei Sky im Einsatz bin und vom Spielfeld rollt ein Ball in meine Richtung, freue ich mich wie ein kleiner Bub, den Ball wieder zurückzuschießen. Dennoch geht mir das Spielen absolut nicht ab, höchstwahrscheinlich weil ich in meinem neuen Beruf überglücklich bin und einen weiteren Traum leben darf.

Du hast als Profifußballer deinen Traum gelebt, jetzt bist du Fieldreporter und Taktikfuchs bei Sky. Du hast scheinbar vieles richtig gemacht in deiner Karriereplanung …

Danke für die Blumen. Ich kann mich nicht beschweren, es geht mir tatsächlich alles so auf, wie ich es mir erträumt habe. Es war immer mein Traum, als Reporter, Analyst oder auch Moderator zu arbeiten nach meiner Karriere. Sky bietet mir die Möglichkeit, dafür bin ich sehr dankbar.

Wie kam es zu einem Engagement bei Sky?

Ich hatte in meiner Karriere als Spieler immer eine gute Beziehung zu den Fieldreportern, Kommentatoren, dem Videoteam und den Moderatoren von Premiere bzw. dann Sky und bin dann ein Jahr vor dem Auslaufen meines Vertrags bei Hyderabad FC proaktiv auf die Chefitäten von Sky zugegangen, um sich auszutauschen, ob es eine Idee wäre, wenn einmal ein Spieler die Fragen stellt als Experte vor Ort. Ein Jahr später habe ich mein Karriereende und kurz später die Zusammenarbeit mit Sky verkündet.

Du bist auch noch „brand ambassador“ und „head of sales“ bei QUS, wie bekommst du alles unter einen Hut?

Ja, das ist tatsächlich eine große Challenge. Es leidet die Freizeit selbstverständlich darunter. Aber wenn man etwas gerne macht, fällt es einem nicht schwer. Und so ist es bei den beiden Aufgaben.

Wie bereitest du dich auf deine Einsätze bei Sky vor? Musst du sämtliche Recherchearbeiten selbst erledigen, oder gibt es Statistikarchive etc.?

Grundsätzlich arbeitet man als Team bei Sky und bekommt genügend Infos. Nichtsdestotrotz muss man sehr viel Eigenrecherche betreiben, um die wichtigsten Infos selbst zu bekommen.

Ein guter Draht in die Mannschaftskabinen ist wahrscheinlich auch nicht von Nachteil, oder?

Das ist definitiv kein Nachteil, wenngleich man auch sagen muss, dass die Jungs alle Profis sind und nur aufgrund einer Freundschaft zu mir nicht die Taktik oder Aufstellung verraten dürfen. Schließlich spielt man ja für den eigenen Erfolg. Aber Transfernews bekomme ich natürlich ziemlich schnell. Da ist es ein Vorteil.

Wie schwer fällt es dir, wenn du deine Freunde, wie zum Beispiel Zlatko Junuzovic im Interview siezen musst?

Am Anfang war es ein Lachen von beiden Seiten, als ich z. B. den Sladdi per Sie angesprochen habe. Mittlerweile tu ich mir fast schwer, wenn ich z. B. Hans Krankl als Experten neben mir begrüßen darf und dutzen kann. Da ist das „Sie“ schon voll automatisiert.

Gibt es sonst noch strenge Vorgaben von Sky?

Grundsätzlich ist es wichtig, sehr gut informiert zu sein und nicht von Statistiken überrascht zu sein, wenn ein Interviewpartner eine erwähnt. Und auch beim Wording gibt es gewisse Ausdrücke, auf die man aufmerksam gemacht wird, wenn man sie anders formuliert. Ansonsten gilt es, die Zuseherin bzw. den Zuseher vor dem Fernseher zu informieren und auch zu unterhalten.

In den letzten Champions League Abenden hast du deine neue Rolle als Analytiker perfekt umgesetzt. Ist diese Rolle für dich längerfristig geplant?

Danke dafür, das werden wir sehen. Ich werde auf alle Fälle diese Saison fertigmachen und analysieren und danach besprechen wir den weiteren Weg.

Wie ist die Stimmung im Studio? Läuft der Schmäh mit Lothar Matthäus und Didi Hamann? Die beiden gelten als ziemlich strenge Experten und gehen durchaus hart ins Gericht mit den Spielern.

Beide hatten Weltkarrieren und dürfen dementsprechend knallhart analysieren. Menschlich hinter den Kulissen sind beide fantastische Typen. Speziell mit Lothar tausche ich mich immer wieder aus. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man mit einem ehemaligen Weltfußballer über verschieden Ansichten der Taktik diskutiert.

Wie viele Mitarbeiter arbeiten für Sky an einem Spieltag? Wie sieht da die Zuständigkeit aus?

Sehr viele, ich habe tatsächlich noch nie nachgezählt, aber Kamerateams, Aufnahmeleiter, Regisseur, Ablaufredakteuer etc. Bestimmt an die 20 Personen, die pro Standort im Einsatz sind.

In Deutschland haben sich Erik Meijer mit „100 % Meijer“ oder Marc Behrenbeck´s „Transfer Update“ schon Personen als Marken positioniert. Ist das auch ein Ziel von dir?

Die Rolle von Erik führe ich aktuell ja tatsächlich aus, mit Marc bin ich ab und an im Austausch. Grundsätzlich ist und war mein Ziel, in die Moderation zu gehen, aber aktuell führt mich mein Weg eher zu jenem von Erik und Marc, ich bin offen für alles, was die Zukunft bringt, werden wir sehen.

Marko, vielen Dank für deine Zeit!

Sehr gerne.